Gepostet von  DK  am 4. März 2021
Eispacking über vereiste Flüsse und Seen
Tourenlänge: 120  km


Nördliches Brandenburg - So etwas gab es in den letzten 10 Jahren in Norddeutschland nicht mehr. Sibirische Temperaturen unter -15° für mehr als 2 Wochen machen es möglich, dass man mit dem Fahrrad über große Strecken Seen und Flüsse überbrücken kann.

Teilweise sind die Eisdicken noch abenteuerlich und Fahrrinnen oft sichtbar später gefroren, dennoch kann man mit ein wenig Selbstvertrauen eine absolute Ausnahmelandschaft in Norddeutschland erfahren. Nachts zeigt sich ein phänomenaler Sternenhimmel und man erwacht zu einem Spektrum an Eiskristallen, die in dieser Form in diesen Breiten schon Seltenheitswert haben.

Startpunkt Templin in der Uckermark

Direkt vom Zug in Templin fahren wir zum Templiner See, auf dem wir direkt auf dem Eis starten. Vorher wird noch ein wenig Benzin eingekauft, damit wir bei den Temperaturen auch genügend Kocherkapazitäten haben. Wir sind 4 Mann und eine Frau, die sich allesamt in der Kälte wohlfühlen und sich gern ab von der Zivilisation amüsieren.

Die Sache mit der Eisdecke

Zuerst sind wir sehr zaghaft, da das Eis noch immer nur von Einzelnen betreten wird. Der erfahrenste von uns fährt voran und die Truppe hinterher. An bestimmten Stellen knackt es. Durch den Schnee sieht man nichts. Wir sind extra hier in die Uckermark gefahren, da zu dieser Zeit die Schneedecke hier am dünnsten ist und die Wahrscheinlichkeit für dickes Eis damit am größten. Der Schnee isoliert und die Kälte kommt schlecht durch. Mit einem Beil messen wir die Eisdicke immer wieder. Meist um 6-8cm, also weder besonders dick, noch besonder dünn. Es hält jedenfalls. An Rissen ist es meist feucht und man fährt durch ausgetretenes Wasser. In den kommenden Tagen soll es jedoch kalt bleiben.

Am ersten Tag bis zum Platkowsee

Der Tag hat nicht viel Helligkeit zu bieten um diese Jahreszeit. Die Sonne sinkt schnell und es wird schlagartig deutlich kälter. Schon zu Sonnenuntergang sind -8° Am Platkowsee suchen wir Feuerholz und errichten ein Lager in einem Unterstand. Zwei von uns schlafen im Zelt, die anderen unter freiem Himmel. Es wird kalt. Doch das Feuer wärmt. Bei heißer Glut kriechen wir um 3 Uhr in die Schlafsäcke. Viel Strecke war es nicht an diesem Tag, aber über gefrorene Seen fährt man nicht so schnell.

Der folgende Tag bringt uns bis an den Menowsee weiter westlich hinter Fürstenberg. Wieder ist es kalt, wir suchen Holz und machen ein schönes Feuer, über dem ich ein Steak brate. Mehrere Kocher stehen auf dem Eis und bereiten diverse Mahlzeiten. Wir überlegen, ob wir auf dem Eis übernachten. Es finden sich jedoch noch genügens gerade Flächen für alle. Die Nacht wird sehr erholsam, morgens gibt es Eiskristalle auf den Rädern - ein Wintermärchen.

Auf Richtung Müritz

Die Tour führt uns weiter Richtung Westen in Richtung Neustrelitz. Es kommen lange Passagen über das Eis. Hinter Lychen fahren wir direkt über den Stolpsee. Es wird die dünnste Eisdecke der Tour. 5cm, mehr sind es nicht in der Fahrrinne. Bloß nicht zu dicht zusammenstehen. Ein Teil des Gewichts verteile ich auf mein Rad, geschoben wird sowieso. Wenn man in der Mitte des Stolpsees einbricht, sieht es nicht so gut aus. Vertrauen braucht man. Es knackt nur kurz. Nach 100 Metern sind wir auch über die Fahrrinne hinweg und das Eis ist hier wieder dicker. Wir fahren weiter auf den Ellbogensee, passieren Strasen, Wustrow und fahren dann eine längere Straßenstrecke, bis wir auf den Woblitzsee hinter Wesenberg auffahren. Auch hier befindet sich wieder eine Fahhrrinne. Unsere Gruppe teilt sich, ich bin mit den Uferfahrern, da ich die Wahrscheinlichkeit nicht zu sehr herausfordern möchte und mich generell unwohl fühle bei den verdeckten Eisflächen.

Die Gruppe hat sich mittlerweile geteilt und nach der zweiten Übernachtung bin ich nur noch mit einem weiteren Mitstreiter unterwegs. Wir wollen am nächsten Tag noch auf der Müritz fahren. Inzwischen gab es nochmal zwei Nächte mit -15°. Die Eingeborenen warnen vor der Müritz, wir wollen selbst schauen. Die Übernachtung ist hinter dem Useriner See, der am Abend noch ein besonderes Schauspiel bot, indem sich nach dem Sonnenuntergang eine besondere Nebelstimmung zusammenzog. Der Nebel hüllte uns völlig ein. Sichtweite teilweise nicht über 30m.

Finale auf der gefrorenen Müritz

Am letzten Tag unserer Reise sind wir jetzt vollends im Müritz Nationalpark angekommen. Die Orte heißen Kakeldütt und Blankenfelde. In Boek verlassen wir für den Tag dann erstmal das Festland und wechseln auf die Müritz. Es ist ein merkwürdiges Gefühl und grenzt schon an eine Eiswüste. Große Risse durchziehen die Eisfläche. Es liegt wenig Schnee. Merkwürdigerweise ist das Eis der Müritz das dickste, das wir finden. Es hat an die 15cm, an den Stellen, an denen wir testen. Wir fahren über 20km auf dem Eis und sehen ein seltenes Schauspiel der Natur, bevor wir in den Hafen von Waren einfahren - auf dem Wasser natürlich.

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