Die Uckermark wird auch die Toskana Deutschlands genannt. Aber eigentlich hat sie ihre ganz eigene Schönheit. Für mich ist sie mit ihrer sanft hügeligen Landschaft und ihrem endlos weiten Himmel in jedem Fall einer der schönsten Orte, an denen ich bisher gewesen bin. Wer hier wandert, trifft auf dichte Kiefern- und lichte Buchenwälder, ausgedehnte Felder, glasklare Seen und kleine Dörfer. Oft kann man den ganzen Tag lang laufen, ohne einem Menschen zu begegnen.
Von den vielen ausgeschilderten Wegen durch die Uckermark ist die Uckermärker Landrunde sicher der längste. In 6 Tagesetappen führt der gut 160 Kilometer lange Rundwanderweg durch das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin und den Naturpark Uckermärkische Seen. Die Kilometeranzahl steigert sich von der ersten Etappe mit 15 Kilometern auf 37 Kilometer bei der letzten Etappe. Wir haben die Wanderung am verlängerten Osterwochenende begonnen und wegen des kühlen Aprilwetters erst mal nur 2 Etappen gemacht – an zwei Tagen mit einer Übernachtung. Der Einstieg ist überall möglich, wir sind in Angermünde gestartet.
Wir wechseln durch die Bahnhofsunterführung auf die andere Seite der Gleise, gehen durch das Neubaugebiet und sind in weniger als 10 Minuten raus aus der Stadt und mitten in der Natur. Durch den Wald gelangen wir an den Wolletzsee. Rechts von uns befindet sich der kleine Ort Wolletz, von dem wir vom Ufer aus Teile der Rehaklinik und eine Restaurantterasse mit Ausblick auf den See sehen. Jetzt – bei 10 Grad – steht hier allerdings nur ein fröstelnder Raucher. Wir verlassen Wolletz in Richtung Peetzig. Kurz vor Peetzig lichtet sich die Landschaft und wir wandern auf Sandwegen durch Wiesen und Felder. Links von uns liegt ein kleiner See. Wir biegen kurz ab und finden dort eine kleine Badestelle, an der man im Sommer direkt in den See springen könnte. Bevor es in den Ort geht, biegt der Weg nach links in Richtung Poratz ab. Von weitem sehen wir am Waldrand eine Herde Damwild. Als wir näher kommen, galoppieren sie mit leuchtend weißen Hinterteilen davon.
Wir wandern weiter durch den Kiefernwald und gehen durch eine Unterführung unter der Autobahn hindurch. Bis auf die paar Meter vor und nach der Autobahn sind keine Straßen in der Nähe und man hört nichts als das Gezwitscher der Vögel und das Knarren halb umgestürzter Kiefern. Als wir in das kleine ehemalige Köhlerdorf Poratz kommen, sind wir überrascht: So ein unfassbar schönes Fachwerkdorf haben wir in diesem dichten Wald nicht erwartet. Die Kennzeichen der Autos vor den restaurierten alten Häusern sind für uns jedoch keine Überraschung: fast alles Berliner, die sich hier ihren Traum vom Wochenendhaus in der Uckermark verwirklicht haben. Nach der Wende gab es hier wie überall in der DDR einen richtigen Ausverkauf – wer schlau war, sicherte sich damals fürn Appel undn Ei eines der historischen Häuser in den verwunschenen Uckermark-Dörfern.
Von Poratz sind es noch etwa 5 Kilometer bis nach Ringenwalde, wo wir ein Zimmer im Landgasthof zum Grünen Baum reseviert haben. Für 55 Euro die Nacht mit Frühstück. Während der Himmel den ganzen Tag über nur mit schwarzen Wolken gedroht hatte, beginnt es nun leicht zu regnen. Die letzten Kilometer sind bekanntlich die schwersten und so schleppen wir unsere schmerzenden Füße über die alte Kopfsteinstraße. Im Gasthof angekommen werden wir sehr freundlich empfangen und fühlen uns auf Anhieb wohl. Das Zimmer ist für den Preis ok. Wer etwas höhere Ansprüche an die Unterkunft stellt, findet im Ort wahrscheinlich schönere, aber auch teurere Unterkünfte. Zum Beispiel über AirBnB. Ein Besuch im Gasthof lohnt sich auf jeden Fall. Die Küche ist regional und saisonal und hat es in den Slow Food Genussführer 2017 geschafft. Wir haben beide ein riesiges Schnitzel vom Brandenburger Molkeschwein gegessen, dazu Spargel und Bratkartoffeln. Ein Tipp: Das Restaurant ist klein und an Wochenenden und Feiertagen ziemlich gut besucht. Eine Reservierung lohnt sich in jedem Fall.