Nicht oft findet man in der brandenburgischen Tiefebene so eine schöne Winterlandschaft vor, wie sie bei dieser Wanderung zu bestaunen war. Die Seen waren zugefroren und das Land von Schnee bedeckt. Der eigentliche 66-Seen Weg ist etwas länger als diese Tour, allerdings sind die Tage im Januar recht kurz für über 30km, die mit der vollen Tour am Ende zusammenkommen. Wir haben die Tour ein wenig abgekürzt und landeten bei 28km. Genau richtig um mit Einbruch der Dunkelheit in Halbe anzukommen.
Mit dem Regionalexpress fahren wir von Berlin in aller Frühe Richtung Süden. Unser Ziel: Wünsdorf Waldstadt. Wünsdorf ist übersät mit Relikten der sowjetischen Besatzung, denen man am Wegesrand teilweise begegnet. Die Tour biegt allerdings Richtung Wünsdorfer See ab. Es geht vorbei an Einfamilienhäusern, Villen und Brachgrundstücken. Doch auch hier verschwinden diese allmählich. Vor kurzer Zeit gab es noch ein verlassenes DDR Hotel direkt am See. Weiter geht's Richtung Bahndamm, der an einer Stelle überschritten wird. Durch einen Zaun geht es dann auf dem Lindenbrücker Weg durch den Wald. Wir kommen zum Wolziger See. Eine unglaubliche Stille liegt jetzt über diesem Landstrich. Es beginnt zu schneien. Nachdem wir an Lindenbrück vorbeigekommen sind, geht's durch Felder und Wälder bis nach Zesch am See. Ich stelle mir vor, wie wir hier im Sommer geschwommen sind. Während ich an das erfrischende, flaschengrüne Wasser denke, schneit es noch heftiger. Wir laufen jetzt durch Kiefernwald.
Jetzt nähern wir uns Teupitz am gleichnamigen See. Der Teupitzer See ist ein Moorsee und im Sommer schlammig. Trotzdem eignet er sich perfekt zum Schwimmen. Man kann hier auch eine Kayaktour in die nördlich gelegenen Dahmeseen starten. Der Schnee fällt dicht und man kann, wenn man auf den See blickt, nichts sehen, außer dem Weiß der Flocken. Ein kurzer Stop zum Fotos machen. Dann geht es weiter Richtung Tornow am „Wirtshaus zur Mittelmühle" vorbei. Im Sommer sicher eine nette Einkehrmöglichkeit. Vom Biergarten blickt man auf den kleinen See. Man kann die Tour hier auch verlängern, indem man nach Teupitz reinwandert. Dort gibt es einen Fischer, bei dem man geräucherte Aale und Forellen bekommt. Auch eine historische Kirche und ein altes Schloss in privater Hand gibt es zu sehen. Oder die Landeskliniken Teupitz, die immernoch zu großen Teilen leerstehen seit die Sowjets abgezogen sind. Ihr Wasserturm ist weithin sichtbar.
Wir lassen Teupitz aus und gehen über ein Feld direkt zum Tornower See, auf dem schon ein Eisfischer sein Glück sucht. Eigentlich trägt das Eis noch nicht. Ein Test der Eisdecke lässt nichts Gutes vermuten. Aber der Mann auf dem See sieht das anders. Die Sonne kommt raus und der Schneesturm hört auf. Nach dem wir den Tornower See umrundet haben, geht`s durch Tornow, wieder über Felder und dann in den Wald. Es folgen noch etwa 10km Waldwege, eine Autobahnquerung der A13 und ein märchenhafter, verschneiter Waldweg bis nach Halbe. Wer dem Track bis über die Autobahn folgt, muss durch die kleine Tür bei der Brücke durch den Wildzaun und dann hoch zur Brücke.
Vor Halbe kommt man noch an einer festungsartigen Fabrik vorbei, die sich als Logistikzentrum von Thomas Philipps entpuppt. Es ist Teil eines großen Gewerbegebietes - genannt Halbe, Sonnenallee, das sicherlich auf Grund der guten Autobahnanbindung und der Wirtschaftsförderung in diesem arbeitsplatzarmen Gebiet entstanden ist. Die Tafeln sind alle auf Deutsch und auf Polnisch. Wahrscheinlich zieht es auch viele Arbeiter aus Polen her. Es ist jedenfalls noch viel Platz in der Sonnenallee Halbe. Hier zu wohnen stelle ich mir angenehm vor, wenn man die Ruhe dem städtischen Gesäusel vorzieht. Es ist mittlerweile dunkel. Wir haben noch 2km bis zum Bahnhof vor uns. Nach insgesamt 28 km heute sehen wir ihn dann. Es ist ein Kaiserbahnhof aus dem Jahre 1865 mit einem opulenten Empfangsgebäude, damals noch erbaut für die preußischen Könige. Von hier geht's zurück nach Berlin.